Donnerstag, 13. März 2014
Ich wurde gewarnt mit Sibiriaken auf den Berg zu gehen, aber keiner hat was gesagt von in den Berg gehen.
Am Wochenende war es so weit, das stundenlange Techniktraining am Seil hat seinen Sinn bekommen. Zum Internationalen Frauentag (8ter März) ,der hier richtig wichtig ist, veranstaltet der Verein AlTus immer eine Höhlenbegehung. Und so ging es diesmal für ein Wochenende nach Krasnojarsk. Es sind zwar 12h Zugfahrt für eine Strecke aber wenigsten konnten wir über Nacht fahren und daran dass das Land einfach riesig ist hab ich mich schon gewöhnt.
Unterwegs wurde mir dann der ganze Plan offenbart. In der Vorbereitung war ich etwas verwundert darüber dass keiner von Schlafsachen gesprochen hat. Ich habs auf meine Sprachkenntnisse geschoben. Es sollte sich herausstellen dass die Anreise doch zu lang ist als dass man Zeit mit Schlaf vergeuden könne. Der Plan sah vor einfach die ganze Nacht in der Höhle zu bleiben und Sonntag zurück zum Bahnhof zu machen und auf der Rückfahrt zu schlafen.
Also versuchte ich soviel wie möglich Schlaf zu genießen und so viel wie möglich Energie in Form von Torte, Instantnudeln, Mandarinen und Brot mit Mayonnaise in mich zu stopfen.

Samstag morgen ging es mehr oder weniger ausgeschlafen mit Bus durch Krasnojarsk und 8km durch den Wald.
Der Frühling hat im übrigen auch hier Einzug gehalten. Es waren nur -5°C und der Schnee war damit so warm dass er auf den Schuhen geschmolzen ist. Somit konnten sich die Füße schonmal an das kalt-feuchte Klima der Höhle gewöhnen.

Mit allem Vorbereitung sind wir dann gegen Mittag eingestiegen oder besser gesagt haben uns 70m in ein dunkles Loch abgeseilt. Die folgenden 17h waren gespickt unglaublich großen Grotten, ein paar schicken Tropfsteinformationen, Kriechgängen die einen über eine Diät nachdenken lassen und als Highlight ein knapp 100m langer Mäander. Und das alles Im Schein unserer Stirnlampen.
Noch ein paar technische Daten zu Beginn: Die "Торгашинская пещера" liegt ein paar Kilometer südlich von Krasnojarsk in den Ausläufern des Sajangebirges. Es ist eine Karsthöhle in der sich allerdings schon massenhaft Lehm angelagert hat, was sich vor allem beim waschen der Kleidung bemerkbar gemacht hat. Der tiefste Punkte, wo wir natürlich waren, liegt 176m unter der Oberfläche und es gibt knapp 3km Weg. .



Kurz darauf durfte ich mir eine Gemecker über Schnee im Nacken anhören. Manchmal ist eben doch besser wenn man nichts versteht.

Die erste Grotte nach dem Einstieg hat hat den wunderbaren Namen „Schreckliches Dreieck“ bekommen. Die Höhlenforscher sind anscheinend genauso kreativ wie Erschließer von neuen Kletterrouten.


Wenn man allzu beleibt ist wird es hier eng. Ich habe schon darüber nachgedacht vor der nächsten Höhlenbegehung etwas abzunehmen.

Ich gelobe mich nicht nie wieder über abgeschmierte Griffe in der Kletterhalle zu beschweren. Schlimmer als feuchte und glatte Kalkablagerungen kann es nicht werden. Ich bin dreimal komplett weggerutscht. Zweimal hab mich mit dem Schienbein auf die unsanfte Tour abgebremst und einmal bin ich nach einem Meter einfach steckengeblieben. Daraufhin hab ich den vorherigen Plan eine Diät zu machen wieder verworfen und werde meinen Bauch weiterhin pflegen.

Viele der Bilder sind etwas irreführend da sie suggerieren dass man viel Licht da drin hat. Diese Bilder sind nur mit dem Licht unserer Stirnlampen und einer ruhigen Hand entstanden.


Zur Fortbewegung haben wir dir bewährte Einseiltechnik verwendet.
Die Erkenntnis dass der einzige Lebensretter nen 10mm Nylonstrick ist, ist für Kletterer nichts Ungewohntes. Das dieser Strick gleichzeitig auch der einzige Kontakt zur Außenwelt ist war für mich neu. 100 Meter Kalk und Ton schirmen Licht, Geräusche und Funksignale recht effizient ab. Und im Falle des Falles dürfte als erstes das Licht der Stirnlampe erlöschen was die Vorstellung nicht angenehmer gemacht hat. Jeder hat ein kleines Survivalpaket bestehend aus einer Kerze und Schokolade mitgeführt was die Zeit immerhin angenehmer gemacht hätte.

Pausen müssen sein und etwas Luxus auch. Irgendwer hat tatsächlich einen Kronleuchter in der Höhle aufgehängt.



Zum Schluss noch ein kleiner Dank an das klasse Team was mich trotz vieler Verständigungsproblem mitgenommen hat.