Mittwoch, 5. Februar 2014
Was macht man eigentlich in Tomsk?
Dem Wikiartikel zu folge soll es in Tomsk gut 85000 Studenten geben und man bezeichnet sich auch stolz als Studentenstadt. Wer jetzt aber studentisches Leben wie man es kennt erwartet liegt etwas daneben. Ein Grund ist das Wetter. Eine nächtliche Kneipentour bei -40°C ist selbst für die feiertauglichsten Studenten zu hart. Der andere Grund ist, dass die Studenten hier an der kurzen Leine gewerden. Ich war doch einigermaßen überrascht dass die alle fixe Stundenpläne und Anwesenheitspflicht haben. In den Wohnheim herrscht Alkoholverbot, worum sich netterweise die Wachleute nicht scheren, Besuch darf nur bis um 11Uhr bleiben und in manchen Wohnheimen herrscht Ausgangssperre. Also entweder um 12Uhr wieder zurückkommen oder bis 6Uhr durchfeiern. Eigentlich sind die Bezeichnungen Universität und Wohnheim irreführend, Schule und Internat passen besser.

Im meinem Wohnheim geht es nicht ganz so streng zu. Nichtsdestotrotz hab ich letztens für etwas Unmut gesorgt als ich früh um 5 sturzbetrunken ins Wohnheim gekommen bin. Zugegeben selbst der bewährte Allradantrieb hat nicht so ganz funktioniert und ohne tatkräftige Unterstützung der Wachleute hätte ich mein Zimmer sicherlich nicht so einfach erreicht, aber Trinken außerhalb des Wohnheim war ja nicht verboten.
Die Konsequenz war dass doch tatsächlich der zuständige Horst in der Universität darüber informiert wurde dass ich betrunken war. Worauf ich zum persönlichen Gespräch antanzen durfte. Mir wurde dann mit ernster Miene erklärt dass nach einem solch unerhörten Vorfall normalerweise die Eltern des Studenten verständigt werden. In meinem Fall soll ersatzweise die Universität dafür herhalten.

Ich würde so spontan vermuten dass für die nix unerwarteter wäre als eine Beschwerde über einen betrunken Studenten während seines Auslandssemester in Russland. Falls irgendjemand mitliest der für solche Angelegenheiten zuständig ist, möge sie oder er mir bitte eine Kopie von der Beschwerde zukommen lassen.

Ich schließe diese Episode mal mit Worten frei nach Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew ab

"Verstehen kann man Russland nicht, und auch nicht messen mit Verstand "

Manche fügen da gerne noch an, dass anstatt dem Kopf ein anderes Körperteil dafür herhalten müsse.



Mittwoch, 22. Januar 2014
Ein erstes Lebenszeichen
So liebe Leute nachdem mich viele gefragt haben wie es mir hier so ergeht und ich zu faul bin jedem das Gleiche zu erzählen schreib ich das einfach mal alles hier rein.

Das was die meisten interessieren dürfte wird wohl das Wetter sein. Ich kann da etwas Entwarnung geben. So kalt isses hier gar nicht. Was in Europa für einen miesen Winter sorgt, führt hier dazu, dass es bei mit -10 bis -15°C mollig warm ist, worüber sich vor allem die Einheimischen freuen. Und wer denkt dass die Sibiriaken nicht frieren, irrt sich. An und für sich sind das genauso große Weicheier wie wir, aber es sind Weicheier die wissen wann man sich warme Sachen anzieht.

Ich bin mal gespannt was noch kommt. Im Dezember hat das Thermometer hier zwar noch nicht die magische -40°C Grenze geknackt aber es soll nicht mehr so weit entfernt gewesen sein. Demnächst wirds wieder kalt werden, vielleicht klappts diesmal.

Wer jetzt dabei denkt das ich einen an der Klatsche habe hat sicherlich nicht ganz Unrecht, aber ich bin nicht der Einzige.

http://sibdepo.ru/2012/12/18/tomskaya-molodezh-ustroila-v-centre-goroda-fotosessiyu-v-kupalnikah.html

Außerdem fände ich es unglaublich schade die ganze warme Kleidung die ich mir zugelegt habe kein einziges Mal wirklich zu nutzen.

Nun was zum Wohnheim. Das Ganze wird zwischendurch auch als Hotel genutzt was einiges über den Standard aussagt.
Ich hab ein nettes Einzelzimmer mit allen Möbeln, Kühlschrank, Wasserkocher Fernseher etc. Für die hießigen Verhältnisse ist das mit 8700 Rubel/ 195€ pro Monat relativ teuer dafür wird das Zimmer regelmäßig sauber gemacht, Bettwäsche gewechselt und Handtücher ausgetauscht.
Für die Austauschstudenten gibt es noch ein anderes Wohnheim wo sich 2 bis 4 Leute ein Zimmer teilen. Dafür kostet das nur ein Appel undn Ei.
Und man ist fast ausschließlich unter nicht-englischsprachigen Studenten, weshalb einige dorthin gezogen sind. Vielleicht folge ich den auch noch.
Der einzig unangenehme Gedanke ist, dass ich dort vermutlich genauso viel putzen würde wie hier nur dass es dort keine Putzkraft gibt.